Projekt: Medizinbezogene Entscheidungen von Jugendlichen mit Geschlechtsvarianten - ein systematischer JBI Review

In Rahmen dieses Projekts wird ein systematischer, normativer Ethik-Review zu folgender Frage erstellt: „Sollen transgender und genderdiverse Jugendliche  bezüglich genderaffirmativer, medizinischer Interventionen selbst entscheiden?“

Zielsetzung

Das Ziel dieses normativen systematischen Ethikreviews ist (1) die Erstellung einer Synthese diskurstypischer, wissenschaftsbasierter ethischer Pro- und Kontra-Argumente bezogen auf die Frage, ob trans und genderdiverse Jugendliche bezüglich geschlechtsaffirmativer Interventionen selbst entscheiden sollten und (2) die kritische Auseinandersetzung mit der verfügbaren Evidenz. Hierzu ist (3) unterstützend eine kritische Bestandsaufnahme ethikrelevanter, evidenzbasierter deskriptiver Daten bezüglich der genderaffirmative Interventionen bei dieser Population notwendig. 

Hintergrund

Der wissenschaftliche Diskurs über genderaffirmative Interventionen bei jugendlichen trans und genderdiversen Patient:innen ist durch positive und skeptische Einschätzungen bezüglich der ethischen Legitimität gekennzeichnet.

Reviewfragestellungen

Normativer Review – bezogen auf die ethische Legitimität der Entscheidungsbefugnis von transgender und genderdiversen Jugendlichen bei geschlechtsaffirmativer Interventionen: (1) Welche Pro- und Kontra-Argumente/Schlussfolgerungen/Empfehlungen bezüglich Entscheidungsbefugnis lassen zusammenfassen, typisieren und differenzieren? 

Deskriptiver Review – bezogen auf die Population der transgender und genderdiversen Jugendlichen: (1) Welche geschlechtsaffirmativen Interventionen werden bei diesen Jugendlichen durchgeführt? (2) Welche Studiendesigns werden verwendet? (3) Welche Patient:innen-relevanten Outcomes werden erhoben bzw. gemessen? (4) Welche Evidenz gibt es zur Wirksamkeit, zum Nutzen und Schaden der Interventionen? 

Synthese – Schliesslich ist zu analysieren: (1) Welche deskriptiven Angaben werden zur Stützung der Pro- und Kontra-Argumente herangezogen? (2) Welche Pro- und Kontra-Argumente sind als ethisch legitim kritisch einzustufen und gegeneinander abzuwägen. (3) Welche Schlussfolgerungen und Empfehlungen ergeben sich?

Einschlusskriterien

Normative Daten sind Text- und Meinungsdaten sowie Empfehlungen/Guidelines mit klar ausgewiesener Methodik. 

Zur Bestandsaufnahme der deskriptiven Daten werden sowie Klinische und sozialwissenschaftliche Studien herangezogen. 

Methoden 

Normativer Review: Es wird ein systematischer Review von normativen Texten und Meinungen (normative Records) erstellt. Hierzu werden mittels der Qualitativen Inhaltsanalyse und der Qualitativen Komparativen Analyse typische normative, argumentative Pro- und Kontra-Profile erstellt. (2) Deskriptiver Review: Bezogen auf die deskriptiven Angaben, die die jeweiligen Pro- und Kontra-Argumente stützen, wird eine systematische, kritische Übersicht der thematisch relevanten Studien erarbeitet. (3) Synthese: Die normativen Argumente werden angesichts des deskriptiven Evidenzkörpers analysiert und gewichtet. Darauf basierend wird der normative Evidenzkörper synthetisiert.