Abstract: Levinasianische Beziehungsethik als Fundament trans-affirmativer Sozialer Arbeit

Um trans Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu einem Leben in Glück, altruistischer Lebensqualität und solidarischer Lebensqualität zu verhelfen, braucht es mehr als Akzeptanz – es braucht eine tiefgreifende Neuausrichtung der Beziehungspraxis. Ein levinasianischer Ansatz in der Sozialen Arbeit, der auf bedingungsloser Verantwortungsübernahme für das Gegenüber (Levinas’ „Weisheit der Liebe“) und Gerechtigkeit gegenüber dem Anderen Dritten basiert, eröffnet genau diesen Weg:

  • Glücklichsein wird möglich, wenn trans Kinder sich in Beziehungen nicht erklären oder rechtfertigen müssen, sondern in ihrer Andersheit vorbehaltlos angenommen werden.
  • Altruistische Lebensqualität entwickelt sich, wenn die Beziehung zum Anderen nicht kontrollierend, sondern hörend und antwortend ist – ein Raum für Mitgefühl und Resonanz.
  • Solidarische Lebensqualität entsteht, wenn auch der „Andere Dritte“ – z.  die trans Community, andere marginalisierte Kinder – in der Fürsorge mitgedacht wird. So werden Beziehungen nicht exklusiv, sondern gerecht.

Bezug zum JBI-Modell:

Der levinasianische Ansatz lässt sich in das evidenzbasierte Praxisverständnis des JBI-Modells einfügen, insbesondere durch:

  • den zentralen Stellenwert des Erfahrungswissens trans Kinder und Jugendlicher,
  • die ethisch reflektierte Praxis der Fachkräfte (entsprechend der „klinischen Expertise“),
  • und eine kritisch interpretierte Nutzung wissenschaftlicher Evidenz, die nicht objektiv, sondern stets situiert ist.

Levinas’ Ethik fordert eine radikale Umkehr von Beziehung – nicht als Anwendung von Normen, sondern als unbedingte Hinwendung zum verletzlichen Anderen. Damit wird sie zum ethischen Fundament einer trans-affirmativen, evidenzinformierten und zutiefst gerechten Sozialen Arbeit.