Abstract: Erziehungsfreier Umgang und Handlungsfähigkeit als Grundlage trans-affirmativer Entwicklung

Trans Kinder und Jugendliche können langfristig nur dann Glücklichsein, altruistische Lebensqualität und solidarische Lebensqualität entfalten, wenn die Beziehung zu ihren Bezugspersonen nicht auf Erziehung, sondern auf die Erweiterung ihrer Handlungsfähigkeit zielt. In Anlehnung an Gisela Ulmann bedeutet das: nicht lenken und formen, sondern Räume schaffen, in denen Kinder selbstbestimmt Bedeutungen, Entscheidungen und Lebenswege entwickeln.

  • Glücklichsein entsteht durch Vertrauen in die Selbstentfaltung statt durch Kontrolle oder Korrektur.
  • Altruistische Lebensqualität wird möglich, wenn Kinder erleben, dass ihr Eigen-Sinn geachtet wird – das befähigt sie, auch andere ernst zu nehmen.
  • Solidarische Lebensqualität wächst, wenn Kinder in einem Klima aufwachsen, das sie nicht diszipliniert, sondern sozial und dialogisch mit ihnen lebt.

Ein solcher Zugang schützt trans Kinder vor retraumatisierenden Erfahrungen adultistischer Gängelung und macht ihre Selbstpositionierung in einer transfeindlichen Gesellschaft tragfähig.

Bezug zum JBI-Modell:

Ulmanns Ansatz ist anschlussfähig an das evidenzbasierte JBI-Modell:

  • Erfahrungswissen der Kinder wird nicht übergangen, sondern zum Ausgangspunkt gemacht.
  • Fachliche Praxis wird als Beziehungsgestaltung verstanden, nicht als Intervention.
  • Evidenz wird kontextsensibel genutzt – nicht zur Legitimation von Kontrolle, sondern zur Unterstützung kindlicher Autonomie.

So entsteht ein Kind-zentrierter  Zugang, der auf Vertrauen, Resonanz und strukturelle Stärkung zielt – statt auf Gehorsam oder Anpassung.