Abstract: QueerHandicap – Behinderung entnormieren, Handlungsspielräume erweitern

Trans Kinder und Jugendliche mit Behinderung erfahren häufig eine doppelte gesellschaftliche Verhinderung: Sie werden sowohl durch ableistische als auch durch cisnormative Strukturen in ihrer Entfaltung blockiert. Ein kritischer QueerHandicap-Ansatz, der die Frage stellt „Behinderung oder Verhinderung?“, verschiebt den Fokus von individuellen Defiziten hin zu gesellschaftlichen Ausschlussmechanismen – und eröffnet damit neue Wege zu drei zentralen Outcomes:

  • Glücklichsein wird möglich, wenn Behinderung nicht als Mangel, sondern als legitime Weise von Weltverhältnis und Körperlichkeit verstanden wird – ein Raum für stimmige Selbstverwirklichung entsteht.
  • Altruistische Lebensqualität entwickelt sich, wenn soziale Beziehungen nicht durch Mitleid, sondern bedingungslose Nächstenliebe geprägt sind.
  • Solidarische Lebensqualität entsteht, wenn Behinderung und Transsein nicht voneinander getrennt, sondern gemeinsam als Ausgangspunkt politischer Gemeinschaft gedacht werden.

Ein solcher Ansatz schafft ein explizites Gegengewicht zur Erosion des Glücks, indem er Selbstverständlichkeit durch strukturelle Anerkennung ersetzt – nicht trotz, sondern gerade wegen Behinderung und Transsein.

Bezug zum JBI-Modell:

Das QueerHandicap-Verständnis lässt sich in die evidenzbasierte Praxis des JBI-Modells integrieren, da es:

  • das Erfahrungswissen behinderter trans Kinder ernst nimmt und nicht übergeht,
  • auf reflektierter pädagogischer und therapeutischer Praxis beruht, die Normen kritisch hinterfragt,
  • und Evidenz nicht als objektive Wahrheit, sondern als kontextabhängige, sozial codierte Größe interpretiert.

So wird nicht nur individuell geholfen, sondern strukturell ermöglicht – in Richtung eines solidarisch-vielfältigen Gesundheitshandelns.